Ursprungswieke "Oll Wiek"
Birthe: Ist es noch weit? Meine Füße tun höllisch weh. Ich hätte mir doch andere Schuhe anziehen sollen.
Jule: Hab ich dir doch gleich gesagt. Aber wer schön sein will, muss bekanntlich leiden.
Wiebke Tiedeken: Es ist nicht mehr weit. Wir haben schon ein gutes Stück geschafft. Aber, wir können auch hier schon eine kleine Pause machen. Die Idee der „Oll Wiek“ entstand schon im Jahr 1649.Damals hatten die beiden Emder, von denen die Idee stammte, allerdings nicht die nötigen Mittel, um einen schiffbaren Kanal zu bauen. Während der Kolonisierung des Fehntjer Moores wurde dieser Plan dann aber letztendlich doch noch in die Tat umgesetzt.
Laura: Oll` was für ein Ding…? Ich verstehe nur Bahnhof!
Hanna: Oll Wiek! Das heißt so viel wie alte Wieke. Noch mal für dich: Wir reden über diesen Kanal hier.
Laura (ironisch): Na, herzlichen Dank auch!
Wiebke Tiedeken: Die Frage ist gar nicht so dumm. Schließlich spricht nicht jeder Plattdeutsch. Das Wort „Wieke“ leitet sich höchstwahrscheinlich vom niederländischen „Wijk“ ab, was so viel wie Kanal heißt. Im Jahr 1809 gehörte Ostfriesland nämlich zum Königreich Holland und wurde damit dem französischen Machtbereich eingegliedert. Als man mit dem Bau der Wieken begann, holten sich die „Entrepreneure“ tatkräftige Unterstützung aus den Niederlanden. Diese waren in Sachen Kanalbau nämlich Experten.
Laura: Entre- was? Was soll denn das schon wieder heißen?
Birthe: Das ist Französisch und heißt so viel wie Unternehmer. Französisch ist schließlich die Sprache der Modewelt, die muss man doch sprechen können.
Jule: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn.
Maren: Damit sind doch bestimmt die Leute gemeint, die die Moorkultivierung in Rhauderfehn organisiert haben.
Wiebke Tiedeken: Vollkommen richtig. Die Experten sorgten dafür, dass die Siedler, die die Wieken selbst ausheben mussten, diese auch tief genug gruben und gerade ausrichteten.
Wiebke Tiedeken: Früher wurden alle Wieken als wichtige Handelswege genutzt, zum Beispiel um den abgebauten Torf zu verschiffen. Später veränderte sich die Wirtschaft und anstelle des Torfabbaus trat nun die Landwirtschaft in den Vordergrund. Nach ihrer Instandsetzung im Jahr 1990 spielte die „Oll Wiek“ zwar keine Rolle mehr in Sachen Schifffahrt und Handel, bleibt jedoch historisch und touristisch weiter von Bedeutung.
Hanna: Stimmt es eigentlich, dass Rhauderfehn früher Rhauderwestfehn hieß?
Wiebke Tiedeken: Ja, das ist richtig. Die ersten Sieder Rhauderfehns kamen aus Richtung Rhaude und besiedelten von dort aus das heutige Rhauderfehn, deshalb nannten sie es zunächst Rhauderwestfehn. Heute gehört Rhaude zur Gemeinde Rhauderfehn. Trotzdem streiten sich die beiden Gebiete bis heute noch darüber, ob das Ende der „Oll Wiek“ nun zu Rhaude oder zu Rhauderfehn gehört.