Wiebke Tiedeken: Nun sind wir auch schon an unserer nächsten Station angekommen. Diese Seetonne ist eine von acht Tonnen, die hier im Zentrum von Rhauderfehn zu finden sind. Normalerweise sind diese roten und grünen Tonnen auf großen Flüssen, Meeren und sogar den Ozeanen zu finden und nicht auf unseren kleinen Kanälen oder gar auf dem Land. Sie dienen dazu, den Schiffern einen sicheren Weg zu weisen. Wie diese Tonnen in der Seefahrt unverzichtbar waren - und natürlich immer noch sind -, so war die Seefahrt auch unverzichtbar für die Entwicklung und den Wohlstand Rhauderfehns. Diese Tonnen stehen symbolisch für diese Entwicklung.

Maren: Wiebke, du sagtest die Tonnen waren rot und grün? Ich rudere und bei uns sind die Skulls auch farblich mit rot und grün markiert. Das eine steht für Backbord, während die andere Farbe Steuerbord darstellt. Ist das mit den Tonnen etwa genauso?

Birte: Du ruderst, Maren? Ist das nicht eigentlich eher ein Jungensport. Ich weiß nur, dass die Ruderjungs einen sehr muskulösen Oberkörper besitzen. Bei denen finde ich das ja auch attraktiv, aber bei den Mädchen … da reite ich lieber.

Wiebke Tiedeken: Du hast schon Recht Birte, beim Rudern werden alle Muskelgruppen beansprucht (schmunzelt). Und auch du hast Recht mit deiner Vermutung, Maren. Wie fast überall auf dem Wasser gilt diese Regelung auch beim Rudern. Die roten Seetonnen begrenzen auf der linken, die grünen Seetonnen auf der rechten Seite die Fahrrinne, sodass die Schiffskapitäne sich sicher sein können, immer genug Wasser unterm Kiel zu haben.

Jule: Kiel, das ist doch eine Stadt in Schleswig-Holstein?

Hanna: Jo, das stimmt zwar, aber hier meint man, glaube ich, dass die Gewässer tief genug für die Schiffe sind. Und die Seetonnen markieren, so wie ich das verstanden habe, die „Zonen“ in denen das gewährleistet ist.

Wiebke Tiedeken: Genau richtig zusammengefasst. Das war hier an der Nordsee mit dem Zusammenspiel von Ebbe und Flut besonders wichtig. Neben den roten und grünen Tonnen gibt es auch noch weitere, wie z.B. die schwarz-gelbe Tonne, die dort vorne in der Nähe des Verlaatshuses steht, diese markiert auf See eine Gefahrenstelle. Doch nicht nur dort, wo diese Tonnen zu sehen waren, lauerte Gefahr auf See. Seefahrt war schon immer mit Not verbunden. Dies galt zum einen für die Seefahrer selbst, die sich mit den damaligen Möglichkeiten durch Wind und Wetter kämpfen mussten, aber andererseits auch für die weibliche Bevölkerung, die hier auf ihre Männer, Brüder, Söhne und Väter warten mussten. Denn zum einen hoffte man natürlich, dass alle wieder heil zu Hause ankommen würden, doch zum anderen waren die Frauen in dieser Zeit auf sich alleingestellt. Obwohl laut Gesetz das sogenannte „Letztentscheidungsrecht“ bis 1968 bei den Männern lag, waren es hier auf dem Fehn häufig die Frauen, die in den Familien das Sagen hatte.

Birte: Das stelle ich mir echt schwer vor, immer in Angst um die Liebsten zu leben, aber ich finde es toll, dass es hier so viele starke Frauen gegeben haben muss. Ich jedenfalls möchte mein Leben selbst bestimmen können.

Alle (außer Birte): Sehe ich auch so…Jaap…Genau…