Wiebke Tiedeken: Und nun stehen wir vor der Hoffnungskirche und der Tjalk. Die Hoffnungskirche hat ihren Namen 2004 erhalten und gilt als das Wahrzeichen des Ortes. Ursprünglich ohne Turm gebaut, befand sich der Eingang des Gotteshauses auf der Südseite des Gebäudes, unmittelbar am Untenende. Der im Jahr 1829 gegründeten Kirchengemeinde war es erst im Jahr 1848 gelungen, das Gotteshaus zu errichten. Dass der Kirchturm in den Jahren 1885/86 erbaut werden konnte, geht auf die großzügige Förderung des Bauprojektes durch den Kaufmann Hagius und den Müllermeister Tjebbo Rudolf Müller zurück. Die Kosten beliefen sich auf ca. 48.000 Goldmark.

Birthe: Wenn ich doch nur so viel Geld für Schuhe hätte.

Jule: Du würdest nur die falschen anziehen oder gar nicht mehr am Leben teilnehmen, da du dich für kein Paar entscheiden könntest.

Wiebke Tiedeken: Außerdem wäre diese wunderschöne Kirche unvollständig geblieben. Noch dazu gilt der Turm mit seinen 53,50 Metern als der höchste Turm aller lutherischen Kirchen in Ostfriesland.

Birte: Das ist echt hoch.

Wiebke Tiedeken: Seit Neustem ist eine Internetkamera auf dem Turm installiert, die Bilder aus luftiger Höhe präsentieren kann.

Birte: Kannst du ein Foto mit mir und der Kirche machen?

Laura 2: Klar… warte… fertig!

Birte: Danke!

Wiebke Tiedeken: Der erste Pastor war Christian Leberecht, der mehr als 50 Jahre hier Dienst tat. Zu diesem Zeitpunkt lebten hier gerade mal 900 Menschen, die meist ein kümmerliches Dasein fristeten. Es gab in den Anfangsjahren auf dem Fehn weder eine Kirche noch ein Grundstück, auf dem eine Kirche hätte gebaut werden können. 19 Jahre lang wurden die Gottesdienste in der Schule am Untenende gefeiert.

Birte: Oh Gott! Schule und Kirche, das ist echt angsteinflößend.

Laura 2: Das kannst du laut sagen. Ich weiß nicht, wem ich weniger im Dunkeln begegnen möchte, meinen Lehrern oder meinem Pastor.

Wiebke Tiedeken: So, wenn ihr euch jetzt einmal umdreht, seht ihr die Tjalk, die den Namen „Hoffnung“ trägt.

Birthe (leise): Ich habe auch Hoffnung, dass das hier gleich vorbei ist.

Wiebke Tiedeken: Hast du eine Frage, Birthe oder waren das die Schreie deiner schmerzenden Füße? Die Tjalk steht übrigens für die Blütezeit der Fehnschifffahrt, als die Binnenschiffe in alle Himmelsrichtungen fuhren, und wo sich an Wochenenden und Festtagen zahlreiche Masten der Schiffe in die Höhe reckten, sich mit den Umliegenden Kaufhäusern, den drei Brücken und der Kirche zu einer faszinierenden Kulisse vereinigten. Dabei soll sie uns gleichzeitig an die Beschwernisse der Fehnbesiedlung erinnern. Letztendlich waren es die Plattbodenschiffe, die die Basis für unseren heutigen Wohlstand lieferten.

Birte: Für diese umfassende Erläuterung hättest du in der Schule ein „sehr gut“ verdient!

Wiebke Tiedeken: Vielen Dank! Dafür erwarte ich am Ende der Führung einen herzlichen Applaus. Ursprünglich ist die Tjalk ein holländischer Schiffstyp, der für das Segeln auf dem Wattenmeer entwickelt wurde. Typisch für diese Schiffe sind der flache Boden und die seitlich angebrachten Ruderblätter.

Laura 2: Wird damit eigentlich noch gesegelt?

Wiebke Tiedeken: Nein, das nicht, aber die Schiffergilde Rhauderfehn sorgt für die Instandhaltung. Ab und zu wird das Schiff für Veranstaltungen geöffnet. Ihr könnt euch jetzt noch kurz umsehen und dann geht’s weiter.