Untenende – die Fehntjer Königsallee
Wiebke Tiedeken: So Mädels! Wir haben es fast geschafft. Wir sind an Station 15 angelangt und somit auch an der letzten.
Birthe (genervt): Na endlich.
Wiebke Tiedeken: Wenn ihr jetzt einmal geradeaus schaut, seht ihr das Untenende. Früher wurde es als Fehntjer Königsallee bezeichnet. An dieser Station soll daran erinnert werden, dass das Untenende mehr als nur eine Wasserstraße war, um die sich einige Unternehmen angesiedelt hatten, um wirtschaftliche Erfolge zu realisieren. Denn das Untenende diente auch als Treffpunkt für Kommunikation, an dem man auf seine Anliegen und Interessen aufmerksam machen wollte.
Hanna: Wenn das damals Königsallee hieß, musste hier doch etwas Besonderes gewesen sein, oder?
Jette (lacht): Da ist bestimmt der Preußenkönig Friedrich der Große auf einem Plattbodenschiff entlanggefahren.
Wiebke Tiedeken: Nein, leider nicht. Könige gab es in ganz Ostfriesland nicht. Wir hatten Häuptlinge. Auch nicht schlecht, oder?
Jule: Warte mal, - ich weiß, dass es eine Königsallee in Düsseldorf gibt, das ist so eine Vorzeigestraße mit vielen teuren Einkaufsmöglichkeiten. Hat es damit zu tun?
Wiebke Tiedeken: Ja, richtig! Am Untenende lebten damals auch die reichen und wohlhabenden Unternehmer.
Birthe: Ist das denn auch so eine Shopping-Street wie in Düsseldorf gewesen?
Laura: Das sieht man doch schon von Weitem, dass das Untenende keine glamouröse Shopping-Street sein kann.
Wiebke Tiedeken: Damals gab es viele attraktive Einkaufsmöglichkeiten auf dem Fehn. Leider reduzierte sich die Anzahl im Laufe der Zeit sehr, jetzt gibt es hier nur noch ein paar kleinere Läden. Früher wurden hier im Zentrum viele Feste gefeiert, wie zum Beispiel der Handwerkertag.
Maren: Haben die sich dann etwa mit ihren Werkzeugkästen im Blaumann am Kanal getroffen?
Wiebke Tiedeken: Nein, nein. Ich möchte euch das einmal an einem Beispiel aus dem Jahr 1927 verdeutlichen, was sich an einem Handwerkertag abspielte: Im August 1927 trafen sich tausende Fehntjer am Ufer des Kanals am Untenende und sahen sich die festlich geschmückten Binnenschiffe an, auf denen die Handwerker über das Wasser fuhren. Sie hatten die Schiffe ihrem Tätigkeitsprofiel entsprechend geschmückt und dekoriert. Zu diese Veranstaltungen, ihr könnt dies gut auf der Tafel sehen, kamen Tausende Schaulustige.
Hanna: Das ist ja cool! Was gab es denn sonst noch für Feste?
Wiebke Tiedeken: Einige, so wurde im Jahre 1934 das 1. Ostfriesische Gebietsturnfest in Westrhauderfehn organisiert. Auch hier fuhren in geschmückten Schiffen Turnerinnen und Turner schon im Vorfeld auf Wieken und Kanäle, um für den Besuch des Festes zu werben. Auch an diesen Beispielen könnt ihr ermessen, welche Bedeutung die Schifffahrt für Westrhauderfehn besaß.
Jule: Gab es denn auch Märkte mit Karussells und Buden, so wie bei uns?
Wiebke Tiedeken: Natürlich! Schon seit vielen Jahren wird der Fehntjer Markt, meistens im Mai und September, veranstaltet. Damals war der Markt einer der bedeutendsten in der Region. Bis in die 60er Jahre fand er am Untenende statt, darüber haben wir ja bereits gesprochen, dann wurde er auf den Marktplatz verlegt. Heute ist der Fehntjer Markt ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche.
Jette: Das hat mich wieder etwas mehr von dieser Umgebung überzeugt. Aber war der Fehntjer Markt das einzig Besondere?
Birthe: Ist echt so! Nirgends eine Modelagentur oder Filmstudios?!
Maren: Wer will dich denn sehen? Träum weiter!
Wiebke Tiedeken: Apropos Film! Beliebt war ein Besuch auf dem Untenende auch, weil es hier zeitweise bis zu drei Kinos gleichzeitig gab.
Laura: Krass, das waren ja wirklich viele.
Hanna: Finde ich auch echt beeindruckend. Sag mal Wiebke, gab es hier denn keine Eishalle oder sowas?
Wiebke Tiedeken: Eine Eishalle brauchten die Fehntjer nicht. Die Kinder und Jugendlichen trafen sich im Winter am Kanal und schöfelten mit ihren Schlittschuhen über die zugefrorenen Wasserwege. In Breinermoor gab es einst sogar einen legendären Schlittschuhfabrikanten, den Dorfschmied Koert Harm Schmidt, der ab 1830 seine berühmten Breinermörkes produzierte.
Jule: Birthe sieht auf ihren High Heels auch manchmal aus, als würde sie auf dem Eis laufen!
Jette: Da muss ich dir Recht geben.
Laura: Auf hohen Schuhen laufen will eben gelernt sein.
Birthe: Ey, ihr habt doch keine Ahnung wie eine Frau sich bewegt, mit euren flachen Flunder-Schuhen!
Wiebke Tiedeken: Mädels, ihr braucht euch nicht mehr über Schuhe zu streiten, wir sind nämlich mit allen Stationen fertig. Jetzt lade ich euch herzlich in die Teestube im Fehn- und Schifffahrtsmuseum ein und hoffe, dass euch die Fehntour unter meiner Leitung gefallen hat.
Alle: Klasse, cool, super etc. Tee und Krinstuut!