Wiebke Tiedeken: So langsam nähern wir uns dem Ende unserer Fehn-Tour, das ja einige, wie ich von den erschöpften bzw. schmerzverzerrten Gesichtern ablese, kaum erwarten können. Das eindrucksvolle Gebäude, vor dem wir jetzt stehen, wurde 1902 von Conrad Phillip Graepel, dem Inhaber des Kaufhauses Hagius‘, errichtet.

Hanna: Sag mal Wiebke, schreibt man Schifffahrtsmuseum nicht mit drei „f“? Unser Deutschlehrer hätte uns jetzt mit Sicherheit einen Vortrag über die Regeln der neuen Rechtschreibreform gehalten.

Jule (imitiert): Treffen bei Wortzusammensetzungen drei gleiche Konsonanten oder Vokale aufeinander, so gilt in neuer Rechtschreibung, dass alle drei geschrieben werden.

Birthe: Ihr seid ja solche Klugscheißer!

Wiebke Tiedeken: Darauf bin ich schon öfter angesprochen worden. Das „Fehn- und Schiffahrtsmuseum“ schreibt sich entgegen der neuen deutschen Rechtschreibung als Eigenname allerdings nur mit zwei „f“. Zumal der Heimatverein Overledingerland bereits seit 1950 einen Teil des Gebäudes für die Einrichtung eines Museums nutzte. Mit dem Auszug der Gemeindeverwaltung im Jahre 1978 wurde das Museum vergrößert und mit einer neuen Museumskonzeption der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Damals war diese Schreibweise korrekt. Aber anhand dieses kleinen Beispiels wird deutlich, dass sich Dinge ändern und einem Wandel unterliegen. Viele gute Anregungen dafür findet ihr im Museum und es lohnt sich auf jeden Fall, am Ende der Tour einen Blick auf die Exponate zu werfen.

Maren: Mich erinnert dieses Gebäude mit seinen Türmchen, Balkonen und Gauben so ein bisschen an den Jugendstil. Ich finde es toll, dass der Bauherr sich damals für diese aufwendige und sicherlich auch teure Bauweise entschieden hat. Sie hebt sich doch sehr positiv von den vielen modernen Zweckbauten, zum Beispiel dem der Gemeindeverwaltung, ab.

Laura: Ist der Mann mit der Melone, der auf dem Balkon steht und auf die Bauarbeiter hinunterblickt, Herr Graepel?

Wiebke Tiedeken: Das ist er und ich glaube, dass auch er sehr stolz auf sein neues Heim gewesen sein muss. Übrigens gehörte zum Graepelschen Anwesen auch ein parkartig angelegter Garten, der Schilderungen zufolge wunderschön gewesen sein muss.

Laura 2: Davon ist aber nicht mehr viel übriggeblieben.

Wiebke Tiedeken: Im Zuge der Erbfolgeregelung in der Familie Graepel wurde der Garten in Parzellen aufgeteilt und als Baugrund veräußert. Aber auch heute finden sich auf dem Gelände des Museums noch einige Schätze: Hier steht zum Beispiel noch eine Remise. Sie wurde von der Familie Graepel als Schuppen für die Pferdewagen und Gerätschaften genutzt. In den 1980er Jahren wurde der Schuppen nach teilweisem Verfall wieder originalgetreu aufgebaut. Sehenswert ist ebenfalls die alte Schmiede, die sich ursprünglich am Ortsausgang von Westrhauderfehn nach Ostrhauderfehn befand. Letztmalig wurde die Schmiede, die bereits 1896 errichtet wurde, Ende der 1950er Jahre durch den Schmied Johann Brunsema genutzt. Dem Heimatverein Overledingerland wurde die Schmiede 1984 kostenlos von den Erben Brunsemas überlassen. Daraufhin wurde die Schmiede abgetragen und auf dem Gelände des Museums originalgetreu wiederaufgebaut. Natürlich gibt es auch im Innern des Museums vieles zu entdecken. Dazu erhaltet ihr am Ende unserer Tour Gelegenheit, nachdem wir uns mit Tee und Krintstuut gestärkt haben. Die Teestube des Fehn- und Schiffahrtsmuseums lädt übrigens alle Besucher sonntags zu einer ostfriesischen Teezeremonie ein. Für Gruppen ab 12 Personen sind nach Voranmeldung Führungen und Bewirtung an allen anderen Tagen möglich. Insgesamt kann man sagen, dass im Museum alle Informationsstränge zusammenfließen, mit denen wir uns an den 16 Tafeln der Fehn-Tour schlaglichtartig auseinandergesetzt haben. Insofern sind diese Stationen Außenstellen des Museums und es lohnt sich wirklich, die gewonnenen Eindrücke in einer gemütlichen Atmosphäre zu vertiefen.

Birte: Schon klar Wiebke, du kannst aufhören, für einen Museumsbesuch Werbung zu machen. Mich hast du auf jeden Fall überzeugt.

Wiebke Tiedeken: Super, dann auf zur letzten Station!