Alte Fehn-Apotheke
Birthe: Gut, dass wir jetzt zur Apotheke gehen, ich brauche unbedingt Blasenpflaster für meine Füße.
Laura: Tja, wer sich für einen Spaziergang High Heels anzieht, ist selbst schuld.
Wiebke Tiedeken: Tut mir leid Birthe, aber hier wirst du wohl keine Blasenpflaster mehr bekommen können. Die Apotheke ist schon seit einigen Jahren geschlossen. Zum Schluss war hier ein Geschäft für Antiquitäten untergebracht, zurzeit wird am Gebäude fleißig umgebaut.
Maren: Wer war denn der erste Apotheker hier?
Wiebke Tiedeken: Im Jahre 1901 kaufte der aus Nienburg stammende Apotheker Theodor Sarrazin die Apotheke. Er war davon überzeugt, dass ihn in Westrhauderfehn ein im Aufschwung befindliches wirtschaftliches Umfeld erwartete, wesentlich bestimmt durch die Beziehung des Ortes zur Seefahrt.
Jule: Wurden seine Erwartungen denn erfüllt?
Wiebke Tiedeken: Er und seine Ehefrau konnten ihre Träume leider nicht verwirklichen, denn mit nur 40 Jahren erlag Theodor Sarrazin einer Krankheit. Weil der Vater jung verstorben war, durfte sein Sohn Folkert bereits im Alter von 16 Jahren den Führerschein erwerben, damit er mit dem Auto die vom Pächter benötigten Medikamente besorgen konnte.
Birthe: Cooool, mit 16 Auto fahren - das würde ich auch gerne.
Laura: Naja, so lange musst du jetzt ja auch nicht mehr warten.
Hanna: Wie ging es denn nach dem frühen Tod von Theodor Sarrazin mit der Apotheke weiter?
Wiebke Tiedeken: Damit es für die Apotheke eine Zukunft gab, musste zunächst ein neues Gebäude her, das im Jahr 1936 am heutigen Standort errichtet werden konnte. Im hinteren Bereich wurde zudem noch ein weiteres Haus gebaut, in dem der Arzt Dr. Koken seine Praxis einrichtete.
Jule: Was ist denn eigentlich aus dem Sohn von Theodor Sarrazin geworden?
Wiebke Tiedeken: Folkert Sarrazin wurde aus dem 2. Weltkrieg zum Pharmaziestudium abkommandiert. Als er sein Examen abgelegt hatte, war der Krieg zu Ende. Er arbeitete zunächst als Angestellter in der elterlichen Apotheke und wenige Jahre später wurde er dessen Inhaber. In der alten Fehn-Apotheke wurden Medikamente teils sogar selbst hergestellt, die Dr. Koken seinen Patienten verschrieben hatte.